
Sektenführer David Miscavige …
Hinter den Kulissen wird gerade einiges vorbereitet, während es vor allem in der Schweiz ein größer werdendes Lager an Scientology-Unterstützern gibt – auf die sich ein Blick lohnt.
Da wäre einmal der sogenannte „Interreligiöse Sonntagsandacht“ zu nennen, wo Scientology den Islam vorstellen wollte und dazu eine Sondergemeinschaft [sic!] dieser Glaubensgruppe einlud, die ihrerseits kaum dafür stehen kann.
Die Schweizer Zeitschrift Tachles nahm wiederum die Kontroverse nach ihrem Artikel, der ganz im Stil einer Scientology-OSA-Pressemitteilung samt nachfolgender Kontroverse zum Anlass, nachzulegen – was auch seinen „Charme“ hat.
Dazu noch einige News, z.B. über 2 Millionen Dollar, die in Russland offenbar zuerst gestohlen und dann bei Scientology gelandet sind und einiges Aktuelles mehr – aber der Reihe nach …

Anonymous beobachtete Scientology-OSA Annette Löffler und Ahmadiyya-Imam Abdul Wahab Tayyab
Basel: Nachdem die Psychosekte am 17. April 2016 eine „Interreligiöse Sonntagsandacht“ abgehalten hatte, gingen die Wellen hoch. Unabhängig davon, dass die Strategie von Scientology leicht zu durchschauen war, um derart ihre Harmlosigkeit und ihre „Natur“ als Religion zu demonstrieren, lohnt auch der Blick auf das ganze Szenario.
Zuerst ein solcher auf die Reaktion in den Medien, wo z.B. die TagesWoche unter dem Titel Scientology biedert sich bei Muslimen an u.a. schrieb: „Walid Tarnutzer, Präsident der Ahmadiyya in der Schweiz, ist der Anlass in Basel bekannt, er selbst hat aber damit nichts zu tun. … Dabei ist nicht er, sondern eine Unterorganisation auf die Einladung von Scientology eingegangen. …“
„Der Flyer für den Anlass sorgte schon vor ein paar Tagen für Wirbel: Andreas Aste, Physik-Dozent an der Uni Basel und Präsident der CVP Grossbasel-West, hat der Ahmadiyya-Gemeinde eine Mail geschrieben. Diese wurde auch auf der Seite einer Facebook-Gruppe von Scientology-Gegnern veröffentlich. ‚Es ging mir darum, dem Imam zu sagen, dass meiner Meinung nach Scientology keine gute Anlaufstelle für die Muslime ist‘, erklärt Aste, der schon lange als Sektenkritiker aktiv ist und mit Aussteigern in Kontakt steht.
Der Annäherung der Sekte an die Religionsgemeinschaften wie etwa Ahmadiyya sieht er mit Sorge entgegen. Seiner Meinung nach ist dabei die Suche nach potenziellen Mitgliedern eher sekundär: ‚Es geht den Scientologen darum, sich gesellschaftliche Akzeptanz zu erarbeiten und ihren angeblichen Status als Religion zu zementieren‘, sagt Aste.
Somit sieht er die Offenheit gegenüber den Muslimen eher als Werbetrick: ‚Das ist eine vordergründige Toleranz, die strategischer Natur ist.‘ Dabei weist er darauf hin, dass nach den Lehren von L. Ron Hubbard andere Religionen eigentlich keine Berechtigung hätten.“
Hier der ganze Artikel in der TagesWoche, wobei man dazusagen muss, dass Redakteur nicht zu dieser „Sonntagsandacht“ zugelassen wurde – er schrieb wohl nicht im Sinne von Scientology …
TeleBasel war ebenfalls vor Ort, durfte beiwohnen und verfasste dementsprechend einen detaillierteren Beitrag: „Im Untergeschoss des Hauptgebäudes sitzen am Sonntagmorgen rund 35 Menschen, die den Worten des Imams aus Zürich lauschen. Dass Scientology nicht als Religion behandelt wird, stört den Imam nicht. ‚Der Islam ist eine universelle Botschaft und er ist offen für alle Menschen, egal welcher Kultur oder Rasse sie angehören‘, sagt Imam Abdul Wahab Tayyab. Er käme immer, wenn er eingeladen würde, um die eigene Religion vorstellen zu dürfen.“
Dazu wurde dieses „Ereignis“ auch in den Nachrichten besprochen …
Soweit die Eckdaten und jetzt einige Aspekte des Ganzen. Da wären einmal die 35 Personen, die dabei waren, aus denen Scientology-Basel flugs 60 Teilnehmer machte. Thomas Erlemann und Manfred Harrer, die ebenfalls vor Ort waren, sahen 5 Mitglieder der Ahmadiyya und ansonsten keinen Basler oder Schweizer, der nicht ohnehin Mitarbeiter oder Mitglied der Psychosekte war und zu diesem „Event“ eilte. Fazit: 5 Ahmadiyya und vielleicht 30 „Füll-Scientologen“ aus dem eigenen Fundus …
Ohne sich jetzt weiter über diesen scientologischen Rohrkrepierer auszulassen, sollte man vielleicht einen Blick auf Ahmadiyya selbst werfen, um die Tragweite etwas besser einzuschätzen. Wikipedia ist manchmal auch zu gebrauchen (;-)), und schreibt Folgendes: „Die Ahmadiyya ist eine islamische Sondergemeinschaft, die von Mirza Ghulam Ahmad in den 1880er Jahren in Britisch-Indien gegründet wurde. … Die sich als Reformbewegung des Islams verstehende Religionsgemeinschaft hält an den islamischen Rechtsquellen – Koran, Sunna und Hadith – fest, wobei zusätzlich die Schriften und Offenbarungen von Mirza Ghulam Ahmad eine erhebliche Bedeutung haben.Die Gemeinde sieht sich dem Islam zugehörig. Vonseiten der meisten anderen Muslime wird die Ahmadiyya-Lehre dagegen als Häresie [Anm.: Bezeichnung für eine Aussage oder Lehre, die im Widerspruch zu einer vorherrschenden Auffassung steht] betrachtet und abgelehnt. In islamischen Ländern werden die religiöse Gemeinde und deren Aktivitäten entsprechend bekämpft, was zu Beschränkungen und Verfolgung in diesen Ländern führte.

Mirza Ghulam Ahmad …
Die von Mirza Ghulam Ahmad gegründete Gemeinschaft spaltete sich in der Nachfolgefrage nach dem Tod seines Nachfolgers Nuur ud-Din in zwei Gruppen, die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) und in die Ahmadiyya Anjuman Ischat-i-Islam Lahore (AAIIL), wobei die AMJ die AAIIL weitgehend verdrängt hat. …
Mirza Ghulam Ahmad sah sich als Prophet, Messias, Mahdi und die Endzeitverkörperung Krischnas. Die Lehre der Ahmadiyya basiert weiterhin auf dem Koran, der Hadith und der Sunna, jedoch haben die Schriften und Offenbarungen von Mirza Ghulam Ahmad eine erhebliche Bedeutung. Die Lehrmeinung der Ahmadiyya weicht insbesondere in der Stellung Mirza Ghulam Ahmads, der Person Jesus von Nazareth (Isa ibn Maryam, Yuz Asaf), der Rolle des Mahdi, des Dschihad und in der Behandlung der Apostasie erheblich vom orthodoxen Islam ab. Die Ahmadiyya-Lehre wird unter den orthodoxen Gelehrten als Irrweg angesehen und die Anhänger dieser Lehre als Apostaten betrachtet.“
Gemäß Wikipedia hat die „Gemeinde … [in der Schweiz] etwa 700 Mitglieder und ihr Emir ist Walid Tariq Tarnutzer“ – hier der gesamte Wikipedia-Beitrag …
Was kann man daraus schließen? Scientology hat mitnichten den Islam besprochen, sondern lediglich eine Sondergemeinschaft dieser Glaubensrichtung eingeladen, die ihrerseits wiederum in der islamischen Religionsgemeinschaft hoch umstritten ist bzw. abgelehnt wird.
Tachles: Der Artikel hatte es schon in sich – hier zu finden -, denn während man nach dem Titel „Der kostspielige Weg zu Erlösung“ noch auf eine gut recherchierte Abhandlung hoffen durfte, wurde man danach mit einer Scientology-Pressemitteilung enttäuscht.
Valerie Wendenburg, dafür verantwortlich, obwohl Tachles-Redakteurin, sah sich auf jeden Fall einiger Aufregung gegenüber – und legte nach. Unter der Überschrift Grundlage für Diskurs bezog sie ihren Standpunkt – und der war zumindest bemerkenswert.
Sätze wie „Unbemerkt von der medialen Öffentlichkeit hat in Basel die Scientology-Kirche in Basel eine der erfolgreichsten Filialen weltweit etabliert“ prasselten herab, das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) wurde zitiert, die Aussage, dass Regierungspräsident Guy Morin meinte, dass „Scientology der Religionsstatus aus religionswissenschaftlicher und alltagssprachlicher Sicht nicht abgesprochen werden könne“ und dass „recherchierte Fakten über eine in Basel offiziell anerkannte religiöse Gemeinschaft, losgelöst von vorhandenen Stereotypen, … Einblick in die Organisation von Scientology in der Schweiz [gewähren], ohne sich ausschließlich auf die hinlänglich bekannten Kritikpunkte hinsichtlich der Scientology-Bewegung weltweit zu berufen“.
Dies gipfelte dann in der Feststellung Wendenburgs: „Umso interessanter mutet die Vehemenz der Reaktionen an, in denen vornehmlich auf den Sektencharakter von Scientology hingewiesen und dem Verein das Recht auf eine neutrale Berichterstattung im Grunde abgesprochen wird. Der Redaktion sind Gerüchte über zweifelhafte Methoden der Organisation, vermehrte Selbstmorde unter Scientology-Mitgliedern oder die Entfremdung von Menschen von ihrem sozialen Umfeld bekannt, für eine seriöse Berichterstattung fehlten aber Belege für die weit verbreiteten Behauptungen.“
Dann musste auch noch „Basel 200“ herhalten: „Dass das Thema Scientology Gegner wie Befürworter auf den Plan ruft, wenn es in der Öffentlichkeit behandelt wird, zeigen auch die Reaktionen auf die Aufnahme des Basler Scientology-Präsidenten Patrick Schnidrig im ‚Who ist Who‘ im Dezember 2015 unter die prominentesten Basler Persönlichkeiten. Als Begründung sagte der Basler Medienwissenschaftler und Journalist Fabian Schwarzenbach: ‚Er konnte die Regierung überzeugen, dass Scientology als eine religiöse Gemeinschaft definiert wurde.‘“
Spätestens jetzt stießen die Scientology-OSA-Kapos mit einem Gläschen Sekt an …

Anonymous machte sich Gedanken zu Valerie Wendenburg …
Was ist jetzt davon zu halten? Aus meiner Sicht zählte Valerie Wendenburg sowohl im Artikel, als auch in der „Grundlage für Diskurs“ schön brav alle Argumente auf, wie sie auch Scientology-OSA verbreitet. Von Recherche ist weit und breit nichts zu sehen. Wobei es gar nicht darum geht, Inhalte von Scientology-Gegnern zu transportieren. Einfach einmal hinsehen,die Fakten finden und dann darüber schreiben – odrr, Frau Wendenburg?
Ich schrieb der Dame dann einen Lesekommentar: „Liebe Frau Wendenburg! Sie schreiben in Ihrem Artikel ‚Recherchierte Fakten über eine in Basel offiziell anerkannte religiöse Gemeinschaft, losgelöst von vorhandenen Stereotypen, gewähren Einblick in die Organisation von Scientology in der Schweiz, ohne sich ausschließlich auf die hinlänglich bekannten Kritikpunkte hinsichtlich der Scientology-Bewegung weltweit zu berufen.‘ – die Frage, die sich mir da aufdrängt: Was verstehen Sie unter Recherche bzw. Fakten?
Sie beten brav das nach, was Scientology vorgibt, prüfen aber nicht wie z.B. die von Ihnen zitierte Anerkennung von Scientology in England wirklich aussieht – also eigentlich zitieren Sie nur Annette Löffler, die dem scientologischen Geheimdienst OSA (Office of Special Affairs) angehört.
In diesem Ton geht es dann weiter. Wo bleiben ihre Recherchen über den tatsächlichen Hintergrund von Scientology – dabei meine ich nicht, was Scientology-Kritiker sagen, sondern was sich dem Auge des Betrachters bietet, wenn er denn tatsächlich unabhängig die TATSÄCHLICHE Entstehungsgeschichte der Dianetik-Scientology-Organisation bzw. ihrem Gründer L. Ron Hubbard recherchiert?
Insofern interessiert es mich auch, wie sie ihre Berufsbezeichnung Journalistin rechtfertigen? Nicht böse sein ;-): Ihre ‚Recherchen‘ klingen eher nach denen einer PR-Assistentin im Dienste ihres Herrn! Mit freundlichen Grüßen, Wilfried Handl“
Es gibt bei der ganzen Sache aber auch einen positiven Aspekt: Tachles erscheint gemäß Wikipedia mit einer Auflage von 7.000 Stück, was erfahrungsgemäß bedeutet, dass die Leserschaft um vieles geringer ist, die sich diesem journalistischen Meisterstück aussetzen muss.
Russland: Die Russian Legal Information Agency überraschte nicht wirklich mit der Feststellung, dass 2 Millionen Dollar gestohlen und danach zu Scientology transferiert wurden. Vergangenen Montag begann die entsprechende Gerichtsverhandlung. Hier der ganze Artikel …
Scientology Media Productions: Rod Keller bemerkte, dass das ehemalige KCET-Studio nächsten Samstag mit Pomp und Trara eröffnet werden soll – Details folgen, sobald diese bekannt werden …
David Miscavige: Der Sektenführer zappelte vor der Red-Robbon-Zeremonie herum – saß die Unterhose nicht an ihrem Platz? So geschehen bei der Eröffnung der „Idealen Org“ in Atlanta, jener Stadt, wo es so gut wie keine Scientologen gibt …
Belgien: Es gibt wird kein Berufungsverfahren gegen Scientology in Belgien. Der Staatsanwalt meinte, dass es keine Ressourcen gäbe [sic!]. Immerhin wurde im De Staandard der Scientology-Protest abgebildet – hier der ganze Artikel …
Ruthless: Das Enthüllungsbuch des Vaters von David Miscavige hat nun einen englischen Verleger gefunden, nachdem es in der Vergangenheit immer schwer war, einen solchen zu finden – Silvertail Books …

Das adaptierte englische Cover …
The Unbreakable Miss Lovely: Tony Ortega durfte sich im gleichen Verlag über eine Menge an Büchern freuen, die er abgesetzt hat ….
Greenfields School: Inwieweit sich die englische Scientology-Schule über den Besuch einer speziellen Abordnung freute, ist nicht bekannt …
UPDATE …
Ein aktueller Artikel in der österreichischen Zeitschrift NEWS …
Fotos: Why-we-protest/Anonymous (3), TeleBasel, Scientology-Publikationen (2), Linkedin, Screenshots (5), Wikipedia, Silvertail Books